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Fliehen, die Heimat verlassen, sich von vertrauten und geliebten Menschen auf ungewisse Zeit - wenn nicht für immer – verabschieden. Wer diesen Schritt wagt, wagt ihn sicher nicht freiwillig. Besonders dann, wenn man aus Syrien kommt und miterleben durfte, wie ein Krieg in wenigen Jahren die eigene Perspektive zerstört, muss man sich irgendwann entscheiden, ob man hierbleibt oder in der Fremde ein neues Leben anfangen will. Davon erzählt Herr Alserawan, der 2015 über die Balkanroute in Deutschland angekommen ist. Nach einigen Monaten in einem Flüchtlingslager in Witten wohnt er jetzt in Hannover, wo er seit November einen KompAS-Kurs der DAA besucht.
Weshalb Herr Alserawan nach Deutschland kam, müsste also nicht erzählt werden, bliebe nicht die Frage, warum jemand aus Damaskus flieht, wenn dort im Vergleich zu anderen Teilen des Landes, der Krieg nur unmerklich zu spüren ist. "Ich glaube, in den internationalen Medien wird immer nur über Aleppo oder Idlip berichtet", so Herr Alserawan. "Aber auch in Damaskus bombardiert die syrische Luftwaffe täglich die Rebellenviertel am Stadtrand und jeden Abend schießen die Aufständische mit Granaten zurück; mal ins Zentrum, mal ins Regierungsviertel, manchmal auch mitten in den "Suq", den größten Markt der Stadt. Es ist auf keinen Fall sicher und eben ganz ohne Perspektive, wenn man nicht einverstanden ist, mit dem, was die Regierung vorgibt."
Herr Alserawan ist 26 Jahre alt und wohnt jetzt bei einer Tante in Hannover. Er fühlt sich aufgehoben hier. Angekommen, nach einem Jahr des Unterwegsseins. Auch bei der DAA, wo er am KompAS-Programm teilnimmt, dass Kompetenzfeststellung, Spracherwerb und berufliche Orientierung miteinander vereinigt. Fragt man ihn, was ihm hier in Deutschland besonders gefällt, beginnen seine Augen zu leuchten. Überraschender Weise sind es nicht klassische Klischees wie Mercedes-Benz, Adidas, BMW oder Bayern München, sondern die vier Jahreszeiten, die ihn begeistern. Lange Sommerabende und extrem kurzen Wintertage, der permanente Wechsel in Flora und Fauna, kurzum es sind die Gegensätze der Natur, die so gänzlich anders sind als die in seiner Heimat. "Was mir ansonsten an Deutschland gefällt, ist, das alles hier ein System hat: Ausbildung, soziale Absicherung, Grundversorgung, freie Wahlen, Menschenwürde und das Recht auf politische Meinungsäußerung. Dinge, die es in Syrien nicht gibt oder zum Teil unmöglich wurden. Entweder sie werfen Dich ins Gefängnis oder Du verschwindest einfach. Es gibt dort keinen Weg, die Dinge politisch anders anzugehen, als es die Regierung vorschreibt. Das macht das Leben in Syrien so gefährlich."
Herr Alserawans Ziele sind klar definiert: Seine erklärte Absicht ist es, in Deutschland zu studieren. Physik oder Soziologie stehen ganz oben auf der Wunschliste des jungen Syrers. In der Heimat hatte er sich nach dem Abitur in verschiedenen Tätigkeiten ausprobiert. Zunächst als Friseur, dann als Zahntechniker. Berufe, in die man einfach praktisch angelernt wurde, ohne eine Ausbildung absolvieren zu müssen. Das Studieren aber war ihm nicht möglich. "Syrien läuft inzwischen in Gefahr, durch Flucht und Vertreibung eine ganze Generation von Akademikern zu verlieren", erklärt Herr Alserawan. Unter anderen Umständen würde er natürlich selbst gern zurückkehren und sich dort am Wiederaufbau seines Landes beteiligen. Aber das scheint momentan unmöglich angesichts der sehr verworrenen politischen Lage. Also wird er sich hier einrichten, die deutsche Sprache erlernen und damit die Grundvoraussetzung schaffen für ein Leben in Deutschland. Die DAA Hannover ist ihm dabei behilflich und besonders Herr Neil Kahl, den er als Dozent sehr schätzt und der ihm über den Unterricht hinaus beratend zur Seite steht. Und so eine Bezugsperson ist wichtig. Auch wenn alles scheinbar harmonisch verläuft, sind es gerade die persönlichen Kontakte, die geflüchtete Menschen brauchen, um das Leben hier besser zu verstehen. Bei der DAA fühlt er sich wohl und wenn es überhaupt etwas zu kritisieren gibt, dann ist es die Intensität, mit der hier ausgebildet wird. "Da ich bei meiner Tante wohne, bin ich noch privilegiert, was die Unterrichtsvorbereitung betrifft. Meine Mitschüler aber, die zum Teil aus den Flüchtlingsunterkünften kommen, sind nach einem ganzen Tag Unterricht kaum in der Lage, sich abends für kommende Lektionen bei der DAA zu präparieren." Ein Problem, das sicher nicht nur in Hannover relevant ist, sondern auch in anderen DAA-Einrichtungen erlebt wird.
Nach seinen konkreten Zukunftsvisionen gefragt, antwortet Herr Alserawan verhalten. Natürlich träumt er davon, hier irgendwann einmal einer regelmäßigen Arbeit nachzugehen. Trotzdem, auch wenn es ihm in Deutschland gefällt, hat er Heimweh. Eltern, Verwandte und Freunde, die er zurücklassen musste, sind nicht einfach zu ersetzen. Auch die Tatsache, nicht genau zu wissen, ob er die Gelegenheit bekommen wird, hier zu studieren, verunsichert ihn. "In jedem Fall werde ich alles daran setzten, dass meine Ziele Wirklichkeit werden. Eines aber habe ich mir fest vorgenommen: Ich möchte Deutschland das zurückzugeben, was es mir in dieser schweren Zeit an Unterstützung zukommen lassen hat".
Aufgezeichnet im Dezember 2016